Papiliorama
   
 
   
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Kontroversen
 

Auf die Frage, ob sie ein Avatar der Göttin Durga sei, antwortete Amma (Mata Amritanandamayi) dem Reporter:

"Die Leute sagen es. Das ist ihr Glaube . Ich kümmere mich nicht sehr um solche Dinge. Für Amma ist es wichtiger zu lieben und zu dienen. Was die Leute von mir denken oder sagen, das ist ihre Sache. Heute mögen sie mich Gott nennen, morgen bezeichnen sie mich vielleicht als Teufel.“

Im Internet und in anderen Medien lassen sich viele Beiträge finden, in welchen bekannte spirituelle Persönlichkeiten wie zum Beispiel Satya Sai Baba oder Kalki Bhagavan im Namen einer dualistischen Weltsicht kritisiert, „entlarvt“, verurteilt und gewissermassen gekreuzigt werden.

Ich bin Ram Das Awle für seine Website sehr dankbar. Ihr Inhalt findet in mir vollkommene Resonanz, denn er entspringt der Räson des Herzwissens.
Aber auch die Meinung von Kiara Windrider zum oben erwähnten Umstand, insbesondere zur Golden Age Foundation und deren Gründer, gebe ich hier gerne wieder.

Die ganze Länge des Interviews befindet sich auf Englisch auf der Deekshafire Website.

[…] Ich habe in vielen spirituellen Bewegungen bemerkt, dass die Anhänger ihre Gurus auf einen Sockel heben, wo sie unfehlbar werden. Aus diesem Blickwinkel ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie herunterstürzen. Alle unerfüllten Erwartungen und Fantasien verwandeln sich plötzlich in Frustration und Tadel.

Indien hat eine lange Tradition von Gurus, Avataren und Gottmenschen, und ich habe eine grossen Achtung vor ihnen. Ich habe auch einen tiefen Respekt für die psychologischen Traditionen des Westens, die uns profunde Einsichten in die menschliche Natur verschafft haben, und ganz besonders die Lehren vom menschlichen Schatten. Ich glaube, dass diese Traditionen einander viel zu bieten haben.

Wo immer es Licht hat, gibt es unumgänglich einen Schatten. Ich denke nicht, dass es jemand unter uns gibt, der nicht Schattenpersönlichkeiten und Schattenprobleme hat. Das schliesst auch die Golden Age Foundation ein, und es schliesst auch Bhagavan ein. Es schliesst auch jeden von uns auf unserer Reise zur Ganzheit ein.

Die meisten von uns haben eine sehr dualistische Wahrnehmung von Licht und Schatten. In dem Masse, wie wir uns mit unseren Schatten unbehaglich fühlen, fühlen wir uns auch unbehaglich mit unserem Licht. In dem Masse, wie wir uns mit unserem Licht unbehaglich und unfähig fühlen , die Verantwortung für unsere eigene Göttlichkeit zu übernehmen, neigen wir dazu, dieses Licht auf jemand anderen zu projizieren, indem wir sie auf einen Sockel stellen und sie zu Göttern machen. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um Filmstare, Sporthelden, politische Führer oder spirituelle Gurus handelt. So lange als wir uns in ihrem Widerschein sonnen, vermeiden wir die Verantwortung dafür, selber zu scheinen. Und solange als wir auf das Licht von jemand anderem fokussiert sind, sehen wir uns fähig dazu, unser eigenes wesentliches Versagen zu ignorieren oder zu verleugnen.

Früher oder später wird jedoch genau dieses menschliche Versagen in denen, die wir auf einen Sockel gestellt haben, aufgedeckt. Die Illusion beginnt zu weichen und sie liegen zerschmettert am Boden. Unfähig die Widerspiegelung unserer eigenen Machtlosigkeit, unserer Manipulationen oder Trennungs(gefühlen), die auf uns zurückgespiegelt werden, zu begegnen, vergrössern wir dieses Versagen und machen aus ihnen Teufel. […]

Aber wie verhält es sich mit einem Avatar? Sind sie nicht jenseits von menschlichem Versagen und Begrenzungen?
Lasst uns zuerst über uns selbst sprechen. Im Fall von jemandem, den wir als Avatar wahrnehmen, wird die Projektion unseres Lichts und unserer Dunkelheit noch viel extremer. Im Umfeld der spirituellen Tradition Indiens ist ein Avatar jemand, der als eine direkte Emanation Gottes angesehen wird. Dies reflektiert eine wahrgenommene Dualität zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen, wo alles, was wir in uns unterdrücken oder verurteilen als menschlich angesehen wird, während alles, was wir in unserem Streben nach Vollendung verehren, als göttlich angebetet wird. Daher wird oft ein Avatar oder Guru von seinen Anhängern als jemand von ihnen Getrennter verehrt – unfehlbar, nicht anzuzweifeln und unerreichbar göttlich.

Aus der Perspektive der transpersonalen Psychologie, trägt jeder von uns in sich beides, sowohl das Licht als auch die Dunkelheit, sowohl den Avatar als auch den Teufel. Zudem sind wir alle Spiegel füreinander. Sobald wir lernen, uns mit unseren eigenen Teufeln anzufreunden, können wir umgekehrt auch lernen, uns mit unseren eigenen Göttern anzufreunden. Und sobald wir uns mit unseren eigenen Göttern anfreunden, beginnen wir, in allem und jedem, dem wir begegnen, denselben Gott widerspiegelt zu sehen. Dies wäre die Definition von Erleuchtung aus einer westlichen psychologischen Perspektive. […]


In meiner Raupenparabel 2 habe ich mich vor einiger Zeit in bildlicher Form auf eine ähnliche Weise zu dieser Problematik geäussert.

 
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last update: 03.11.2008 | © by susanne raggenbass